Adams Flucht

Adam spaziert jeden Sonntag Morgen den gleichen Weg, um für seine Freundin frisches Gebäck zu holen. Unterwegs hält er manchmal um einen Kaffee in Ruhe und Bescheidenheit zu trinken. Doch nicht an diesem Tag. Wie gewohnt wirft er seinen Mantel um, schliesst die Türe zu und klappt den Kragen hoch, um dem kalten Wind zu trotzen. Er läuft die Strasse hinab, biegt in eine kleine Seitengasse ein und wechselt wie gewohnt das Trottoir an der selben Stelle wie sonst auch. Noch fünfundzwanzig Schritte bis zur Bäckerei, noch zehn, fünf, vier, drei, zwei, eins... er bleibt stehen, sieht ins Schaufenster und fragt sich leise: ?Was mache ich eigentlich hier?. Gebäck kaufen ist die simple Antwort. Diesmal steckt jedoch ein wenig Tiefsinn mit drin. Es ist das hundertste Mal, dass ihn sein Weg hierhin führt. Adam spielt gerne mit Zahlen und so beschliesst er, einfach weiterzugehen. Ohne Rücksicht auf die Repressalien, wenn er ohne Fracht nach Hause zurückkehrt. Er läuft so schnell ihn seine Beine tragen. Hinaus aus der Stadt, hinaus aus seinem Alltag. Niemand kann ihn nun noch aufhalten. Fest davon überzeugt, das verlorene Glück der letzten Jahre wiederzufinden. Zwei Jahre sind seither vergangen, ohne dass Adams Freundin jemals ihr frisches Gebäck bekommen hätte. Sie hat sich neu orientiert und wohnt nun mit Eva zusammen, die jeden Sonntag zum Bäcker läuft. Adam ist vermisst, ohne wirklich vermisst zu werden. Tragisch, doch es lernt uns, nie ganz hundert zu sein!

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