und so kugeln wir...

Ich stehe auf einem beinahe runden Ball der in einem Luftraum mit andern kugelähnlichen Gebilden herumschwirrt. Millionen von Lichtjahren entfernt schwirrt ebenfalls Zeugs herum (astrophysisch gesprochen) und egal wie weit mein Horizont zu denken vermag, es gibt kein Ende. Soweit keine spektakuläre Begebenheit. Doch wenn man der Werbung glauben schenkt, und dies habe ich heute Abend versucht, mein Gott habe ich es versucht, dann bin ich mir über den ersten Satz nicht mehr so sicher.

Dank der Grosszügigkeit einer Autofirma kann ich mir nun ohne schlechtes Gewissen einen Offroader kaufen, obwohl mein Budget einen Studenten dazu verleitet ,mir etwas zu spenden. Deren Aussage nach bekomme ich für mein jetziges Auto, beim Kauf des Offroaders, zwei tausend Franken bar auf die Hand und muss die Ratenzahlung nicht bis nächstes Jahr beginnen. Zudem erhalte ich noch einen Gutschein für ein Handwerkerset mit fünf dynamischen Schrauböpfen. Wenn das nichts ist, dann mache ich einen Handstand und rülpse rückwärts die Titelmelodie von „My Fair Lady“. Es besteht kein Kaufzwang (da bin ich mit meinem Budget aber erleichtert) und für die Unentschlossenen steht eine Gratishotline für Fragen zur Verfügung. Wenn am Ende nicht das Emblem des Herstellers auf der rot flackernden Fahne engeblendet worden wäre, hätte ich die Heilsarmee dahinter vermutet. Wie gesagt, es war Abend und ich wusste mit meiner Wenigkeit nichts weiter anzufangen. Frohen Mutes tippte ich die Nummer in mein Telefon ein. Eine äusserst symphatische Stimme meldete sich am andern Ende. Mein geistiges Auge malte sich eine bildübsche Blondine mit schulterlangen Haaren und Colgatelächeln aus (für dieses Product Placement wurde ich nicht vergütet). Ich fragte sie ob sie denn auch Nachtzuschlag bekäme und welche Zahnpaste sie verwende. Ein wenig eingeschüchtert von soviel Offenheit bat sie mich, ihr meine Nummer auf der Kundenkarte durchzugeben. Ich hatte logischerweise keine, versuchte es trotzdem mit einer wild angeordneten Anreihung. Sie tippte fleissig ein und während das System nach meinen Daten suchte, hatte ich Zeit ihr die Unvorstellbarkeit des Universums zu erläutern. Sie erwiderte, dass meine Kundennummer ungültig sei. Welche der Zahlen nicht stimme, wollte ich wissen. Sie hätte keine Ahnung, kam kompetent aus der Leitung zurück. Da sassen wir in der Sackgasse, die zu vermeiden gewesen wäre, hätte sie lieber über die Unendlichkeit und deren Bedeutung für den homo sapiens diskutiert in Relation zur Erfindung der Bildröhre und daraus schlussfolgernd der Werbung, welche ihr das Einkommen beschert, welches ihr ein Dach und Essen beschert. Als ich sie zum Schluss zu einem romantischen Nachtessen bei Vollmond und Glühwein einladen wollte, legte sie empört auf. Schade.

Dem anfänglichen Ärger über die schamlose Ausnutzung der Fernsehgläubigen und der undurchdringbaren Vertragsklauseln der Unternehmen, die gut gelaunt Alubüchsen mit Gummirädern verkaufen, wich die Freude über eine solide Erkenntnis, die ich an diesem Abend voller Fragen gewann. Das Leben ist an und für sich eine vor sich herrollende Scheibe, die dann und wann auf Widerstand stösst und sich zu einer nicht gant runden Kugel zusammenrollt, um uns Schutz zu geben. Schutz von all dem universellen Schwachsinn, den wir uns ausdenken um an einem Abend nicht alleine zu sein; ich danke dir oh gütige Werbung.!

 

Falls ich jemals dynamische Schraubköpfe brauche... kaufe ich mir welche.

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