Ralph - unsere erste Kolumne

Waldbrände

Ich brauche das Wort grausam ja nicht oft. Doch an diesem Morgen musste ich um acht Uhr aus den warmen Federn steigen. Wie jedes Jahrzehnt, stattete ich meinem Zahnarzt einen Besuch ab. Gut gelaunt nahm er mich in Empfang. Die Freude verging ihm dennoch schnell wieder und dies nicht einmal aus dem Grund, weil ich keine Morgenperson bin und ihm das auch unmissverständlich mitteilte.  Als hätte ein Waldbrand in meinem Mund getobt: so beschrieb er die Situation, in der ich mich mit Watte vollgestopft auf dem Sessel wiederfand. Er denunzierte mich aufs Übelste und liess ein Schwall von Vorwürfen auf mich niederprasseln, dass sogar meine Wenigkeit etwas sprachlos wirkte. Dass er mich nicht auch noch für das Ozonloch verantwortlich machte, sollte nur eine Frage der Zeit sein. Als ich ihm entgegnete, er müsse halt nicht so genau hinschauen, wurde seine Miene säuerlich. Der Stuhl wurde wieder hochgefahren und ich solle mir doch beim Verlassen der Praxis einen neuen Termin geben lassen. Sollen und Müssen sind zwei grundverschiedene Wörter des Tuns. Anstatt des Termins holte ich mir auf dem Weg nach Hause einen Schnupfen. Das Waldsterben geht weiter.

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